Erlanger Tagblatt zum Konzert am 13. November in Erlangen

 

Jubelorchester gab sein Bestes

Zum 50. Geburtstag spielten die Erlanger Musiker Robert Schumann und Ludwig van Beethoven

Mit unzähligen Konzerten - es müssen weit über 200 gewesen sein - hat das Erlanger Kammerorchester (EKO) in den vergangenen 50 Jahren Musikfreunden eine Freude bereitet. Schade, daß davon beim Festkonzert anlässlich des Jubiläums so wenig zurückkam und die Heinrich-Lades-Halle bedrückend viele leere Plätze aufwies. Geradezu deprimierend, wie die Bürgerschaft und ihre Vertreter mit diesem in offiziellen Beiträgen so gern als "nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil des Erlanger Kulturlebens" umgeht. Sichtbares Zeichen war dafür das Programmheft zum Festkonzert, dem das Grußwort des Erlanger Oberbürgermeisters nur beigelegt war, weil man es im Rathaus schlichtweg bis zur letzten Minute vergessen hatte.

Wer sich das Ereignis trotz eines dichten musikalischen Erlanger Wochenplans nicht entgehen ließ, durfte seine Freude haben an dem herzhaften Aufspielen des nur an verzwickten Positionen mit Profis besetzten Laienorchesters, in dem heute noch zwei Männer der ersten Stunde mitwirken: Adolf Pongratz und Eckhard Fuchs.

Zwei immer wieder gern gehörte Stücke des klassischen Repertoires hatte das Jubelorchester für den Festabend erarbeitet. Zunächst - erstmals einstudiert - Rubert Schumanns erste Sinfonie, die so genannte "Frühlingssinfonie", die für ein Liebhaberorchester nicht ohne Tücken ist. Keine Komposition zum Warmspielen. Das Orchester fing sich bald nach der etwas zähen langsamen Einleitung und setzte mit mitreißender Frische zum Allegro an. Gefielen im ersten Satz die Bläser besonders, so waren im zweiten Satz die Streicher zu ausdrucksstarken innigen Momenten zu bewegen.

Ulrich Kobilke, seit bald zehn Jahren ständiger Dirigent des EKO, dirigierte seine Schar wie immer mit Engagement und Sensibilität. Schon bald musste er das Orchester nicht mehr nur zusammenhalten, sondern konnte gestalterisch Akzente setzen. Das zeigte sich im Scherzo wie in dem sorgsam ausformulierten Gewebe des Finales, dessen Anfang und Ende von mitreißender Beschwingtheit und Energie kündeten.

Romantisches Klangbild

Nach diesen romantischen Klangbildern von 1841 begab sich das Orchester 40 Jahre zurück in die Wiener Klassik zu Ludwig van Beethovens Tripelkonzert für Klavier, Violine und Violoncello, ein Musikstück für Klaviertrio und Orchester. Mit Xuesu Liu (Klavier), Daniel Gaede (Violine) und Julius Berger (Violoncello) hatte das Kammerorchester drei Solisten verpflichten können, deren Spiel sich wie selbstverständlich mit dem des Orchesters verflocht. Man hatte sogar den Eindruck, das Orchester werde vom Auftritt seiner Gäste mitgerissen. Julius Berger übernahm mit Elan die Führung in diesem Trio, das zum Abschluss mit dem gelöst aufspielenden Kammerorchester ein spritziges Rondo alla Polacca hinlegte.

Das Musizieren schien Spaß zu machen, jedenfalls kam davon einiges rüber, so dass als Zugabe nach dem großen Beifall alle noch einmal eine schwungvolle Passage des Werks wiederholten. Den Applaus hatten sich die Musiker durchaus verdient, und er ließ vergessen, dass die Reihen im Saal so gelichtet waren. Es hatte sich wieder einmal bestätigt, was die Geigerin Elisabeth Kufferath so formulierte: "Der Enthusiasmus und die Sensibilität, die im Konzert wirklich spannende Musik entstehen lassen, und die Freundlichkeit der Mitglieder sind ganz wunderbare und wichtige Qualitäten".

KLAUS SPRINGEN

eko.xml: Sa, 29. Mai 2004