Erlanger Nachrichten zum Konzert in Frauenaurach

 

Bravour und Spielwitz

Markus Krusche und das Erlanger Kammerorchester in der Klosterkirche

37 Jahre alt war Heinrich Joseph Bärmann, dem Carl Maria von Weber sein 2. Klarinettenkonzert schrieb und der es 1811 in München aus der Taufe hob. Nur halb so alt ist Markus Krusche, der es jetzt mit dem Erlanger Kammerorchester (EKO) in der Frauenauracher Klosterkirche spielte. Und wie Weber Bärmann darf man auch dem jungen Virtuosen aus Effeltrich attestieren, "göttlich" geblasen zu haben.

Der "Jugend mosiziert"-Preisträger (Bundeswettbewerb), dem heuer auch der Musikpreis der Nürnberger Nachrichten zugesprochen wurde, absolvierte seinen Part mit erfrischender Unbekümmertheit. Selbstsicher verzichtete er auf Gedächtnis stützendes Notenmaterial und postierte sich der Enge des Raumes wegen vor Orchester und Dirigent im Kirchengang.

Mit den einleitenden gewaltigen Intervallsprüngen entfachte er ein klarinettistisches Feuerwerk, das die Zuhörer in der bis auf die oberen Emporen gefüllten Kirche so mitriss, dass sie spontan nach dem ersten Satz applaudierten. In der folgenden Romanze zeigte Markus Krusche, dass er sich nicht nur auf eine verblüffende Brillanz, sondern durchaus auch auf das con moto versteht, hatte langen Atem und gefiel durch melodische Deklamation. Und im Schlusssatz "alla Polacca" holte Markus Krusche aus dem Instrument noch mal alles heraus, was an Klangfarben in ihm steckt, und wusste zusätzlich mit Spielwitz und Bravour das Publikum zu begeistern. Einen aufmerksamen und sicheren Begleiter hatte Markus Krusche im von Ulrich Kobilke geleiteten Erlanger Kammerorchester. Die bei den Bläsern mit Studierenden der Universität und der Musikhochschule Nürnberg-Augsburg verstärkte EKO-Crew machte einen so guten Eindruck, dass man erwartungsvoll in der Pause der 6. Schubert-Sinfonie entgegensah. Und man wurde nicht enttäuscht. Heikle Passagen wie die Dialoge von Streichern und Bläsern oder die Wechsel von pianissimo und fortissimo gelangen reibungslos. Da blieb noch viel Raum zu gestalten, wobei vor allem das Scherzo gefallen konnte. Verständlich, dass nach den Trompetenfanfaren zum Schluss großer Beifall die Musiker belohnte.

Begonnen hatte das Konzert mit Benjamin Brittens "Simple Symphony" für Streichorchester, mit op. 4 ein frühes Werk des britischen Komponisten, das gar nicht so einfach zu spielen ist, wie der Titel vermuten lässt. Trotzdem spielten sich die Streicher rasch in die Partitur ein. Der klassisch-romantische Ton liegt den Hobbymusikern, und so legten sie sich besonders in der Sentimental Sarabande ins Zeug.

Eigene Schubert-Bearbeitung

Apropos klassich-romantisch: Als Zugabe hatte das Kammerorchester eine Schubert-Bearbeitung parat. Eduard Pöschl, Kontrabassist des Orchesters, hatte Franz Schuberts Menuett mit Ländlertrio aus der Klaviersonate op. 78 für das EKO arrangiert, und konnte sich dafür einen Sonderapplaus abholen.

KLAUS SPRINGEN

eko.xml: Fr, 28. Nov 2003