Erlanger Nachrichten zum Konzert am 23. Februar in Erlangen

 

Glanzvoller Barock

Konzert des Erlanger Kammerorchesters in St.-Matthäus-Kirche

Das Erlanger Kammerorchester hat immer wieder einmal gerne in Kirchen musiziert, um das Orgelkonzert zu pflegen. Nach Adolf Pongratz (Dirigent) und Frieder Hofmann (Orgel) in den 80er Jahren nahmen in St. Matthäus jetzt Ulrich Kobilke und Frank Herdegen diese Tradition auf und huldigten dabei gleich zu Beginn Georg Friedrich Händel, auf dessen 318. Geburtstag der Konzerttermin fiel.

Aus den 16 Orgelkonzerten des großen englischen Komponisten mit Geburtsort Halle erklang das fünfte aus Opus 4 mit dem eingängig-witzigen Allegro und dem durchsichtigen Siciliano. Dass sie sich auf Händel verstehen, hatten der Solist (mehr akkompagnierend) und das Orchester, das zum Beginn seines kürzlich gestorbenen Vorsitzenden und Cellisten Klaus Schilbach gedachte, zum Auftakt mit der festlichen D-Dur-Suite unter Beweis gestellt, die Simone Schumann (Trompete und Jagdhorn) die Möglichkeit zu glanzvollen Soli bot.

Barocker Glanz mit etwas mehr Kontrapunktik dann beim folgenden zweiten Brandenburgischen Konzert Johann Sebastian Bachs in alter Concerto-grosso-Tradition in solistischer Besetzung nach damaliger Hofkapellen-Art. Als Solisten führte das Programm Johannes Kalb, Paolo Arantes, Mathias Bock und Richard Taubald auf. Violine, Flöte und Oboe zauberten - vom Cembalo unterstützt - ein wundervoll kammermusikalisches Andante, während in den Ecksätzen ein differenziert ausformulierender Streicherchor ins Geschehen eingriff.

Aus der Spätromantik

Den zweiten Teil bestimmten Komponisten der Spätromantik, die versuchten, kontrapunktische Elemente in spätromantischen Ausdrucksformen zu bringen. Zunächst Alexander Glasunows Preludio e Fuga, dessen formaler Aufbau so durchsichtig war, aber nicht vom Publikum erkannt wurde, denn es vergaß zu applaudieren. Das Orchester tat sein Bestes, das insgesamt doch etwas blasse Werk lebendig werden zu lassen.

Leichter mitreißen konnte die Zuhörer das abschließende Orgelkonzert von Joseph Rheinberger, dem sich vor zwei Jahren das Institut für Kirchenmusik gewidmet hatte. Das von Ulrich Kobilke vorbereitete und geleitete Kommerorchester bot mit Franz Herdegen am Spieltisch und dessen aufmerksamer Partnerin an den Registerzügen eine geschlossene Leistung. Auf den verdienten Applaus setzten die Musiker als Zugabe noch einmal Händel'schen Trompetenklang.

KLAUS SPRINGEN

eko.xml: So, 24. Aug 2003