Erlanger Nachrichten zur Sommerserenade in Pommersfelden

 

Auftakt zum Musiksommer

Kammerorchester in guter Form

Einen wunderschönen Einstieg in den Konzertsommer ließ das Erlanger Kammerorchester mit seiner traditionellen Sommerserenade in Pommersfelden erleben. Das Schloss Weißenstein und die den Fürstensitz umgebende Landschaft lieferten das Ambiente für ein für diesen Rahmen wie maßgeschneidert angepasstes Programm: Zwei Kompositionen standen für den Ort, zwei unterstrichen die Schwerelosigkeit der Jahreszeit. Das Kammerorchester zeigte sich wie das Wetter von seiner besten Sonnenseite.

Schloss Pommersfelden stand noch nicht, als der Londoner Hofkomponist Purcell 1692 seine Musik zu Shakespeares Sommernachtstraum schrieb, die nach einem eindrucksvollen Pauken-und-Trompeten-Beginn Stationen der Komödie vorstellte. Ulrich Kobilke am Pult leitete nicht nur seine bestens eingestimmte Crew durch die facettenreiche Partitur, sondern führte - überraschend und auch gewöhnungsbedürftig - auch als Erzähler durch das Theaterstück.

Ganz im Stil höfischer Tradition dann auch Haydns 82. Symphonie mit dem Beinamen "Der Bär", geschrieben wenige Jahre vor der Französischen Revolution für das Pariser Konzertpublikum. Die Erlanger lieferten dieses Werk mit so viel Elan und Begeisterung ab, dass es bei seiner Uraufführung sicher auch dem Publikum der "Concerts de la Loge Olympique" gefallen hätte. Ulrich Kobilke machte die subtile Partitur transparent und konnte sich in allen Sätzen auf seine bestens motivierten Musiker verlassen. Ulrich Kobilke musste mehrfach auf das Podium, so stark und anhaltend war der Applaus für geschlossene Gesamtleistung.

Ungeteilter Beifall

Vor der Pause galt der ungeteilte Beifall des Publikums dem Konzertmeister des Kammerorchesters, der sich mit Ralph Vaughan Williams "The Lark Ascending" eine stimmungsvolle Violinromanze ausgesucht hatte. Mathias Bock phrasierte auf seiner Geige ganz zauberhaft den Aufstieg der Lerche, entfaltete mit herrlichem Ton ihren Gesang bis in die höchsten Lagen und glänzte in den virtuosen Passagen. Was wollte man mehr an einem solchen Sommerabend?

Nun, das Kammerorchester hatte mit George Gershwins "Summertime" aus "Porgy and Bess" noch einen Hit vorbereitet (Orchesterfassung von Nicholas Hare). Auch hier zeichnete sich das Orchester durch volle Stimmigkeit und Balance aus. Das Wiegenlied war als Ausklang des Konzertabends geplant, doch als der Beifall kein Ende nehmen wollte, musste an eine Zugabe gedacht werden, und es gab noch einmal einen Satz aus Haydns 82.

KLAUS SPRINGEN

eko.xml: Sa, 29. Mai 2004