Partnerschaftskonzert








anlässlich der 40-jährigen Städtepartnerschaft

Erlangen - Rennes





Freitag, 21. Mai 2004, 20 Uhr

Redoutensaal Erlangen
















Solist:

Huggo Le Henan

Marimbaphon







Dirigenten:

Louis Dumontier und Ulrich Kobilke











Christoph Willibald Gluck

1714 - 1787


Ballettmusik aus „Don Juan“




Paul Creston

1906 - 1985


Concertino für Marimbaphon und Orchester op. 21

Vigorous – Kräftig-schwungvoll

Calm – Ruhig

Lively - Lebhaft





Richard Wagner

1813 - 1883


Siegfriedidyll“ E-Dur WWV 103




George Bizet

1838 – 1875


Symphonie Nr. 1 C-Dur

Allegro vivo

Adagio

Menuett Allegro vivace

Allegro vivace




Christoph Willibald Gluck - Ballettmusik aus „Don Juan“


Er war ein Oberpfälzer von Welt, ein musikalischer Weltbürger seiner Zeit - kosmopoli­tisch, vielseitig und von höchster operngeschichtlicher Bedeutung. Von Christoph Willibald Gluck ist die Rede, 1714 in Erasbach bei Neumarkt in der Oberpfalz geboren, 1787 in Wien gestorben. Dazwischen lagen als Lebens- und Wirkungsstätten u.a. Prag, Wien, Mailand, London, Hamburg und Kopenhagen. Instrumental- und Vokalmusik hat Gluck an diesen Orten komponiert, vor allem aber an die 50 Bühnenwerke, die das Zen­trum seines Schaffens bilden: Komische und ernste französische Opern, italienische Opera seria, Tanzdramen und natür­lich die so genannten "Reform-Opern", die Gluck seinen festen Platz im Komponisten-Olymp sicherten.

Die Musik in den Dienst des Dramas zu stellen und alles auszuscheiden, was den Fortgang der Handlung verzögerte - darin bestand vor allem Glucks Opernre­form. Dabei wurde auch die Rolle und Funktion des Balletts neu definiert. Tanz­szenen sollten nicht mehr bloße Zu­tat oder Einlage ohne Konsequenz für die dra­matische Entwicklung sein, sondern als "ballet d'action" die Handlung vorantrei­ben und somit zum integralen Bestandteil des Ge­schehens werden. Ob im be­rühmten "Reigen der seligen Geister", zu dem in "Orpheus und Eurydike" die beiden Liebenden wieder zusammengeführt werden oder vor allem in der Ballett­musik des Tanzdramas "Don Juan" von 1761 - überall zeigt sich Glucks Bestre­ben, den Tanz zu einem Agens der dramatischen Aktion zu machen. Dass diese Musik in ihrer Schönheit und Sinnesfülle gleichwohl auch für sich bestehen kann, stellt sie in Konzertanten Aufführungen immer wieder aufs Neue unter Beweis.


Paul Creston - Concertino für Marimbaphon und Orchester op. 21


Eigentlich hieß er Giuseppe Guttivergi und wurde als Sohn einer armen italie­nischen Einwandererfamilie in New York geboren. Berühmt und wohlhabend wurde er unter seinem Künstlernamen: Paul Creston. Seit 1941, als seine Erste Sympho­nie mit dem begehrten New Yorker Musikkritiker-Preis ausgezeichnet wurde, zählte er zu den am meisten aufgeführten US-amerikanischen Komponis­ten - viel gefeiert, mit Ehrungen überhäuft und mit repräsentativen Ämtern nobilitiert.

Dabei hatte Creston niemals ein akademisches musikalisches Studium absol­viert. Zwar erhielt er soliden Klavier- und Orgelunterricht, doch mit Form, Harmonik und Kontrapunkt machte er sich autodidaktisch vertraut, frei nach dem Motto: "Sein eigenes Handwerk studiert man am besten, indem man das Hand­werk ande­rer studiert." Dabei kultivierte Creston einen Stil, dessen Eckpfeiler der Rhythmus bildet, wobei er - nach Art von Bartók und Strawinsky - bevorzugt her­kömmliche Taktarten wie 3/4 oder 4/4 in ständig wechselnde Achtelgruppie­rungen unterteilte (z.B. den 4/4-Takt, dessen 8 Achtel man in 3+3+2 oder 3+2+3 etc. gliedern kann). Hinzu kommen lange und fließende, aber motivisch entwi­ckelte Themen, eine üp­pig-aparte Harmonik in frei behandelter Tonalität sowie eine klassizistische Klarheit in Form.

Alle diese Merkmale zeigt auch das 1940 entstandene Marimbaphon-Concertino in der klassischen Schnell-Langsam-Schnell-Dreisätzigkeit, hier in Gestalt von "Vigorous" (kräftig-schwungvoll), "Calm" (ruhig) und "Lively" (lebhaft). Das Concertino reiht sich ein in eine ganze Serie von Werken, die Creston um 1940 für seinerzeit in der "E-Musik" noch ausgefallene Instrumente schrieb: Suite für Altsaxophon und Klavier, Sonate bzw. Konzert für Saxophon und Klavier bzw. Orchester sowie eben das Concertino für jenes Instrument, das damals noch vor allem im Jazz und in der Unterhaltungsmusik zu Hause war - das Marimbaphon, eine Art Xylophon mit Resonatorröhren unter den Anschlags­stäben, die in zwei Reihen klaviaturentsprechend angeordnet sind. Creston schuf mit seinem Marimba-Concertino nicht nur ein Stück unterhaltsamer, aufregender Musik, son­dern auch ein Kompendium der Möglichkeiten des Marimbaphon-Spiels - bis heute ist das Werk nicht nur Teil des Examens von Musikhochschü­lern im Fach Schlagzeug, sondern auch ein Probespiel-Stück für Orchester-Schlagzeuger.


Richard Wagner - "Siegfried-Idyll" E-Dur WWV 103


Nietzsche fand es "heiter und tief, wie ein Nachmittag im Oktober", und für man­che ist es sogar das schönste Werk Richard Wagners überhaupt. Das ist freilich Geschmacksache. Sicherlich aber gehört das "Siegfried-Idyll" zur filigransten, kammermusikalisch-subtilsten und im Tonfall wärmsten Musik, die Wagner ge­schrieben hat. Mit seinen hintergründigen Anspielungen auf Privates und Priva­testes gehört das Stück zugleich zu den persönlichsten Werken des Komponisten.

Entstanden ist das "Idyll" im Winter 1870 in Tribschen in der Schweiz. Wagner komponierte es als "Symphonischen Geburtstagsgruß” an seine zweite Frau Cosima, und stellte der Partitur ein emphatisches Widmungsgedicht voran. Am 25. Dezember 1870, an Cosimas 33. Geburtstag, überraschte er sie dann mit der Darbietung des Stücks im Treppenhaus der Tribschener Villa. Der private Rah­men mit den begrenzten räumlichen Verhältnissen bedingte die kleine "kammer­musikalische" Besetzung: Neben einem Streichquintett aus zwei Violinen, Bratsche, Violoncello und Kontrabass umfasst der Aufführungsapparat lediglich fünf Holzbläser (Flöte, Oboe, zwei Klarinetten, Fagott) und drei Blechbläser (zwei Hörner, Trompete). Die Partitur deutet jedoch häufig auf orchestrale Klang­vorstellungen, und Wagner selbst hat denn auch das Stück später mehrfach mit einer großen "symphonischen" Besetzung aufgeführt.

In Form und Gattung ist das "Siegfried-Idyll" ein Hybride. Im Partiturautograph trägt es die Bezeichnung "Symphonie", und tatsächlich wirkt es bisweilen wie die Verwirklichung einer Symphonie-Konzeption, die Wagner später seinem Schwie­gervater Franz Liszt so erläutern sollte: "Wenn wir Symphonien schreiben, Franz, nur keine Gegenüberstellung von Themen, das hat Beethoven erschöpft, sondern einen melodischen Faden spinnen, bis er ausgesponnen ist, nur nichts vom Drama." Andererseits könnte man das Werk aber auch als Symphonische Dich­tung "en miniature" ansprechen. Ihr Programm ist das glückliche, idyllische Tribschener Familienleben, in der Zeit, als Wagner den "Siegfried" komponierte und der nach der Opernfigur genannte Sohn zur Welt kam. So finden sich fast alle prägenden Motive und Themen des "Idylls" in der Oper wieder. Das eröffnende Hauptthema und das von den Holzbläsern vorgestellte Thema des bewegteren Mittelteils beispielsweise erscheinen als "Friedensmelodie" und "Weltenhort"-Thema im dritten Akt, und das signalhafte Hornthema im Zentrum des "Idylls" entpuppt sich als das "Jubelthema" oder "Liebesentschluss"-Motiv vom Ende des Bühnenwerks.

Die Themen und Motive werden zunächst sukzessive vorgestellt und im weite­ren Verlauf immer wieder simultan kombiniert, so dass sich der Orchestersatz viel­fach zu kleinen Geniestreichen des sonoren, wohltönenden spätromantischen Kon­trapunkts verdichtet. Zahlreiche Tempo- und Taktwechsel lassen hinter der Einsätzigkeit eine Gliederung in eigenständige kleine "Sätze" hindurchschim­mern, doch werden starke Kontraste vermieden. Am Schluss kehrt die Musik zur ruhe­vollen, abgeklärten Stimmung des Anfangs zurück, und das Ensemble hält den E-Dur-Schlussakkord gewissermaßen noch so lange aus, bis Jung-Siegfried, die "Hoffnung der Welt", wieder eingeschlafen ist.


Georges Bizet - Symphonie Nr. 1 C-Dur


Bizets C-Dur-Symphonie ist heute ein Bestseller. Doch den Welterfolg seines ersten großen Orchesterwerks hat Bizet nicht mehr erlebt, geschweige denn, dass er einen einzigen Takt von ihm aufgeführt gehört hätte. Denn die 1855 entstandene Partitur lag fast achtzig Jahre lang unbeachtet unter den Manuskripten des Komponisten. Dann machte der englische Musikschriftsteller und erste Bizet-Biograph D. C. Parker den österreichischen Dirigenten und Komponisten Felix von Weingartner auf das Werk aufmerksam, der es schließlich am 26. Februar 1935 - achtzig Jahre nach seiner Entstehung und sechzig Jahre nach dem Tod seines Komponisten - in Basel aus der Taufe hob.

Die ausdrücklich mit "Nr. 1" signierte Symphonie (der jedoch nie eine "Nr. 2" folgte) ist der Geniestreich eines 17-jährigen Studenten des Pariser Conservatoire. Dieser ist offenbar völlig vertraut mit der Musik von Haydn, Schubert, Mendelssohn, Schumann und auch von Rossini. Das Crescendo der Überleitung zum zweiten Thema im Kopfsatz erinnert jedenfalls mit seinen rotierenden Strei­chertremoli und insistierenden Trompetenmotiven unverkennbar an die "Crescen­do-Spiralen" vieler Rossini-Ouvertüren. Und das Thema, das darauf folgt, ver­blüfft durch seine Schubert-Nähe. An manchen Stellen des zweiten Satzes meint man wiederum den Einfluss Mendelssohns zu vernehmen, und der Beginn des Scherzos hat Schumannschen Impetus - freilich "à la française", auf französische Art.

Denn trotz all dieser Reminiszenzen gerät Bizets C-Dur-Symphonie niemals in Gefahr, nur die Stilübung eines ehrgeizigen Studenten zu werden, der es den ro­mantischen Symphonikern Deutschlands gleichtun will. Vielmehr erweist sich die Partitur Takt für Takt als typisch französisch – in der Proportion und Überschau­barkeit der formalen Abläufe wie in der Brillanz der instrumentatorischen Ein­kleidung und in der tonsprachlich geschliffenen Diktion voller Eleganz, Esprit und Leichtigkeit. Selbst das ambitionierte Fugato im Adagio ist nur insofern aka­demisch, als es perfekt gearbeitet ist. Und nicht zuletzt lässt diese Symphonie auch schon erahnen, dass ihr Komponist Jahre später die "Carmen" komponieren sollte - nicht nur durch das andalusisch gefärbte Oboensolo des langsamen Satzes und das darauf folgende nostalgisch-wehmütige Streicherthema, das auf Don Josés "Blumenarie" vorausweist, sondern auch durch das Finale. Seine Eröff­nung erin­nert ebenso an die Stierkampfmusik wie seine marschartige Überleitung zum zweiten Thema an den Chor der Straßenjungen aus der Oper gemahnt. So hatte der englische Bizet-Biograph Winton Dean wohl nicht Unrecht, als er kon­statierte, dass "die ganze Symphonie »Carmen« näherzustehen scheint als viele Werke, die zwischen beiden entstanden".

 Klaus Meyer



Huggo le Henan


geboren 1972 in Saint Brieuc/Bretagne, studierte am Kon­servatorium seiner Heimatstadt und später am „Conservatoire national de Région“ in Rennes, wo er in den Fächern Percussion und Kammermusik Goldmedaillen für seine Leistungen erhielt. Als erster staatlich diplomierter Lehrer für Schlag­zeug unterrichtet er zur Zeit am Konservatorium von Baule, einem be­rühmten Badeort an der Südküste der Bretagne.

Als Angehöriger des „Orchestre de Bretagne“ führten ihn Tourneen mit die­sem Orchester nach Ungarn und in die USA. 2002 wurde er Preisträger des Wett­bewerbes „jeunes talents de l'ouest“ und konnte daraufhin als Solist in einem Konzert mit dem „Orchestre de Bretagne“ auftreten.

Sein besonderes Interesse gilt zeitgenössischer Musik. Huggo le Henan hat zahlreiche Werke uraufgeführt, u. a. „Flash“ von F. Tashdjian, „Odyssée marine“ von L. Dumontier, „Les Amours d'Orphée“ von J. M. Laureau und „Voyage de notes“ von P. Houze.



Louis Dumontier


wurde 1937 in Rennes geboren und ist Mitglied des „Insti­tut Culturel de Bretagne“. Er studierte am Konservatorium von Rennes Klavier und Komposition und bereitete sich am Konservatorium von St. Brieuc auf das Lehramt vor.

Wegweisend war seine Begegnung mit Emile Damais, Professor an der „Ecole Normale de Musique“ in Paris. Louis Dumontier studierte bei ihm Komposition und engagierte sich bei der Organisation von Seminaren und der Föderation „Centres Musicaux Ruraux de France“.

Das Unterrichten war für ihn immer die wesentlichste berufliche Aufgabe. Er lehrte zunächst an der „Institution Saint Martin“ und später am „Lycée de l'Assomption“ in Rennes, wo er einen musischen Zweig an dieser Schule begrün­dete und bei der Einrichtung des Konzertsaales mitwirkte. Zwischen 1989 und 1997 unterrichtete er Harmonielehre und Kammermusik an der „Université de Haute-Bretagne“. Ebenfalls begründet durch den Wunsch, seine musikalischen Erfahrungen weiterzugeben, dirigiert er seit 1973 das Orchester „Ars Juvenis“, in dem Musiker aller Altersgruppen ihre Orchestererfahrungen vervollkommnen können.

Louis Dumontiers kompositorisches Schaffen zeichnet sich durch große Viel­falt aus, es reicht von Kammermusik über Solokonzerte bis zu Orchesterwerken mit Chor. Viele seiner Kompositionen sind Auftragswerke, die auf Anfrage nam­hafter Ensembles oder Veranstalter zu besonderen Anlässen entstanden, beispiels­weise die „Jubiläumssymphonie“ zum 20. Jahrestag der Städtepartnerschaft Erlangen - Rennes.



Ulrich Kobilke

1952 in Bayreuth geboren, stand Ulrich Kobilke 1986 zum ersten Mal am Pult des Erlanger Kammerorchesters, das ihn 1993 zu seinem ständigen Dirigenten wählte.

Seine Ausbildung zum Schulmusiker erhielt er an der Münchener Musikhoch­schule. Zu dieser Zeit leitete er die Prager Universitätssängerschaft in München.

Er ist in Erlangen als Seminarleiter tätig und hat einen Lehrauftrag für Musik­geschichte an der Musikhochschule Nürnberg. Im Dezember 2000 nahm er an einem Meisterkurs von Menahem Pressler (Beaux Arts Trio) in Basel teil. Als Pianist widmet er sich mit großem Vergnügen der Kammermusik.




V o r a n z e i g e


Das ERLANGER KAMMERORCHESTER


ist wieder zu hören am


Sonntag, den 23. Mai 2004, 11 Uhr,

im Schlossgarten Erlangen (Orangerie)

im Rahmen der Veranstaltung

Erlesene Orte – Poesie und Musik handverlesen“

mit höfischer Musik und Memoiren der Markgräfin Wilhelmine


und am


Samstag, den 3. und Sonntag, den 4. Juli 2004, jeweils 19 Uhr,

im Schloss Weißenstein/Pommersfelden

in der traditionellen Sommerserenade

mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart


Das EKO würde sich freuen, Sie bei diesen

Konzerten begrüßen zu dürfen.