Rezension zum Konzert am 24.3.2019

 

„Romantische Klangwelten und mitreißende Kontraste der Moderne“

Einen besonderen Hörgenuss in dem an Höhepunkten reichen Erlanger Musikleben konnten am vergangenen Sonntag die Konzertbesucher des Erlanger Kammerorchesters in der Matthäuskirche erleben.

Bereits im Eingangsstück, Mussorgskis „Morgendämmerung an der Moskwa“ aus der unvollendeten Oper Khowanstschina, führte Dirigent Mathias Bock das Orchester zu einer so subtilen und stimmungsvollen Interpretation, dass lange niemand im faszinierten Publikum diesen Zauber durch Beifall zerstören wollte - großes Kompliment für das Orchester gleich zu Beginn!

Vielleicht hatte der Eine oder Andere im Publikum im Vorfeld etwas Berührungsängste mit Dmitri Schostakowitsch, dem Meister der russischen Moderne. Was folgte war für viele die Entdeckung des Abends: das 1. Konzert für Violoncello und Orchester mitreißend dargeboten von dem jungen Erlanger Cellisten Jaromir Kostka, der derzeit in Würzburg studiert. Die enormen technischen Ansprüche meisterte er souverän, lotete die Tiefen dieses so vielschichtigen und kontrastreichen Werkes in allen Facetten aus. Vom ersten Ton an wurde das Publikum im Bann des Stückes gezogen, erlebte ein Wechselbad der Gefühle, von Bedrohung, Härte, Wut und Verzweiflung bis zu unglaublich sanfter Entrückung. Wunderbar das geradezu kammermusikalische Zusammenspiel mit dem Orchester, das die Nuancen des Solisten aufnahm und in großen Bögen weiterführte. Überzeugend und berührend gelang die Zwiesprache mit dem souveränen Solohornisten. Nach einer reflektiert ausgeloteten Kadenz folgte ein fulminanter 4. Satz, hochkonzentriert, der äußerst diffizile Schluss mitreißend dargeboten, unerhörte Spannung bis zum letzten Moment.

Nach diesem musikalischen Feuerwerk konnte Jaromir Kostkas Dank an das enthusiastisch applaudierenden Publikum nur J.S. Bach sein, eine subtile Interpretation der Allemande aus der Es-Dur Suite.

Nach der Pause hatte das Erlanger Kammerorchester sich mit Johannes Brahms` beeindruckender 3. Sinfonie Großes vorgenommen. Mathias Bock gelang es, das Ensemble auf eine überzeugende gemeinsame Interpretation einzuschwören. Klangvielfalt und Kontraste, anrührend schlichte Gesanglichkeit und rhythmisch dicht verwobene Steigerungen prägen das Werk. Grandiose, raumfüllende Passagen wechseln mit sanftem Pianissimo, fulminante Virtuosität mit sanfter Ruhe oder spielerischer Leichtigkeit. Mathias Bock führte zusammen und gestaltete, gab den souverän solistisch agierenden Bläsern Raum, ließ die Streicher ihren vollen, ausgewogenen Klang entfalten. Vom Enthusiasmus und der Begeisterung des Orchesters einbezogen in die Faszination großartiger Musik konnte das Publikum Brahms´ Klangwelten unmittelbar erleben. Ein Abend der bei Musikern und Zuhörern noch lange nachklingt.

Erlangen, 27.03.2019 Judith Rüdiger / Angelika Leyk